Gastbeitrag von Franziska von Lewinski:
Die Bot-Zukunft: 5 Gründe warum Apps und Websites überflüssig werden könnten
Was ist dran am Roboter-Trend? Eine ganze Menge, findet Digitalstrategin Franziska von Lewinski. Fünf Gründe, warum in Zukunft einige Arten von Apps oder Websites durch Bots ersetzt werden könnten.
Wenn es im vergangenen Jahr einen Trend gab, der uns die nächsten Jahre beschäftigten wird, nennen viele Bots als Antwort. Was ist dran an den kleinen Helfern, die in Messengern oder Sprachassistenten dem Nutzer die Wünsche von den Lippen ablesen sollen? Fünf Gründe, warum in Zukunft einige Arten von Apps oder Websites durch Bots überflüssig werden könnten.
1. Messaging ist das neue Social
Der überwältigende Erfolg von Messengern wie Whatsapp, Viber, Wechat oder dem Facebook Messenger beflügeln die Bot-Diskussion. Alleine die vier genannten Dienste haben mit fast drei Milliarden Nutzern mehr User als die normalen Apps der Social Networks. Marken sollten sich damit beschäftigen und nicht mehr nur in Newsfeeds auf sich aufmerksam machen.
2. Convenience ist King
Ein weiterer Grund ist Bequemlichkeit. Man möchte nicht mehr für jede Marke eine extra App installieren. Nach Untersuchungen des Techblogs Recode haben im vergangenen Jahr die Top 15 App-Publisher in den USA 20 Prozent an Downloads verloren, 50 Prozent der US-Amerikaner haben in drei Monaten keine neue App mehr installiert.
Statt Vielfalt geht der Trend derzeit zur Konzentration. Eine Plattform für alles. Der Sogeffekt der sozialen Netzwerke ist so groß, dass neben Social-Media-Kommunikation und Werbung auch eigene Dienste direkt in Social Networks eingebaut werden sollten.
3. Vielfältige Anwendungen in verschiedenen Plattformen
Schon 14 verschiedene Plattformen für Bot-Anwendungen listet die Seite botlist.co auf. Die meisten kommen von bekannten Playern, aber auch von neuen Bot-Marktplätzen wie Kik oder der Gamingchat-App Discord. Dabei kommen praktische Dinge heraus, etwa die Lufthansa-Flugpreissuche Mildred oder ein Chatbot über Hundehaltung per Direktnachricht auf Twitter. Erfunden hat diese Idee das Startup Barkbox, das an Hundehalter einmal pro Monat eine Kiste mit Hundegagdets verschickt.
Die Matratzenmarke Casper bietet einen Chat für Schlaflose an, die sich mit Geschichten in den Schlaf wiegen lassen wollen. Marken sollten prüfen, welche Plattform für sie die richtige ist und passende Anwendungen entwickeln.
4. Sprache ist das natürlichste Interface
Sicherlich wird es noch ein paar Jahre dauern, bis Spracherkennung so perfekt ist, dass Bots ihre volle Wirkung entfalten. Kurze Anweisungen zu geben, Suchen zu diktieren oder komplexere Anfragen stellen: Die menschliche Sprache ist das am leichtesten zu nutzende Mittel für den personalisierten 1:1-Dialog. Was manchmal noch fehlt, ist eine Maschine mit künstlicher Intelligenz, die uns auch wirklich versteht. Marken empfehle ich, sich mit dem Thema Sprache stärker zu beschäftigen als bisher.
5. Zeit – das kostbare Gut
Wer zum Beispiel Reisen online bucht, weiß, wie viel Zeit man auf diversen Websites, Vergleichsportalen und Flugsuchen verbringt. Intelligente Bots werden hier in Zukunft vieles vereinfachen, vor allem weil sie im Hintergrund arbeiten und nicht geladen werden müssen. So gibt es heute schon Preisalarme, die man im Facebook Messenger mit einem Produkt füttert, und sobald dieses billiger wird, bekommt man eine Nachricht auf Facebook. Spannend wird es auch bei Flugsuchen. Und zwar dann, wenn der Bot auch – bei Freigabe des Nutzers – über Aktivitäten der Freunde Bescheid weiß. Man sucht einen Flug nach London, und der Bot schreibt: "Buche zwei Tage später, dann kannst du zwei deiner Freunde treffen, die auch in London sind".
Die Autorin: Franziska von Lewinski war CEO von Interone in München, ehe sie 2014 in den Vorstand der Agenturgruppe Fischer Appelt nach Hamburg wechselte. Dort verantwortet sie die Themen Innovationen und Digitales.