Netzpolitik:
Datendrosselung der Telekom: Streamingdienst Watchever befürchtet Einschränkungen
Nach der Ankündigung der Deutschen Telekom, Internet-Verbindungen ab bestimmten Datenmengen zu drosseln, kritisiert der erste Online-Videoanbieter die Einschränkungen. Die Kunden des Streaming-Dienstes Watchever könnten von der Drosselung betroffen sein.
Nach der Ankündigung der Deutschen Telekom, Internet-Verbindungen ab bestimmten Datenmengen zu drosseln, kritisiert der erste Online-Videoanbieter die Einschränkungen. Der Streaming-Dienst Watchever wirbt auf seiner Homepage noch mit den Worten "Grenzenlos Serien und Filme anschauen". Dieses Versprechen zu halten, könnte schwierig werden, wenn die Telekom ihre angekündigte Drosselung des Datenvolumens durchführt. "Die Entwicklung des Internets ging immer von langsam zu schnell und von der Beschränkung hin zur kundenfreundlichen Flatrate. Komplizierte Volumentarife mit zahlreichen Einschränkungen im Kleingedruckten haben in der Vergangenheit nicht funktioniert", sagt die Geschäftsführerin Sabine Anger der Nachrichtenagentur dpa.
Watchever stellt sein Angebot ohne jede Einschränkung bereit. Für 8,99 Euro im Monat bekommen Kunden eine Streaming-Flatrate für Filme und Serien. Der Videodienst ist im Januar gestartet und gehört zum französischen Vivendi-Konzerns.
Nach aktuellem Stand würde die Nutzung von Videodiensten wie Watchever das Inklusiv-Datenvolumen eines Kunden der Telekom verbrauchen. Dagegen lastet das hauseigene Telekom-Videoangebot Entertain nicht auf dem Daten-Kontingent - weil es ein "Managed Service" sei, bei dem der Konzern die Qualität garantiere. Auch andere Videodienste könnten gegen extra Bezahlung von der Telekom einen "Managed Service" bekommen. Dann würden auch ihre Daten nicht mitgerechnet.
Die Telekom hatte am Montag angekündigt, dass für Neukunden vom 2. Mai an Obergrenzen für den monatlichen Datenverkehr bei Festnetz-Flatrates gelten werden. So kann die Telekom bei Leitungen mit einer Geschwindigkeit bis 16 Megabit pro Sekunde die Geschwindigkeit drosseln, wenn das Datenvolumen 75 Gigabyte überschreitet. Die Tempo-Bremse solle nach derzeitigen Planungen aber erst 2016 greifen. Die Ankündigung der Telekom war in den Sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook von vielen Kunden und Netzpolitikern im Bundestag scharf als Verstoß gegen die Netzneutralität kritisiert worden. Die Telekom-Wettbewerber gehen auf Distanz zu dem Vorhaben.
Wie viel man mit 75 Gigabyte im Monat anfangen kann, erklärt anschaulich "Die Zeit". Dass nur die "Kunden mit sehr hohem Datenaufkommen", so die Telekom, von der Drosselung betroffen sind, bezweifelt die Wochenzeitung. Alleine bei der Neuinstallation von Windows 7 lade der User 1,6 Gigabyte von den Microsoft-Servern herunter – Microsoft Office oder Adobe Photoshop noch nicht mitgerechnet. Eine Stunde Spotify pro Tag schlage mit 15 Gigabyte pro Monat zu Buche, wenn man den Musikdienst nicht über ein Handy mit T-Mobil-Mobilfunknetz aufrufe.
Laut Telekom reichen 75 Gigabyte neben dem Surfen im Netz und dem Bearbeiten von Mails zum Beispiel für zehn Filme in herkömmlicher Auflösung sowie drei HD-Filme, 60 Stunden Internetradio, 400 Fotos und 16 Stunden Online-Gaming. Wenn solche Online-Dienste insbesondere in einem Haushalt mit mehreren Personen fest zum Alltag gehören, dürfte dieses Pensum allerdings schnell erreicht werden.
fm/dpa