Welche Kommunikationsziele hatten Sie?
Sinn und Zweck der Aktion war zu zeigen, dass es auf der diesjährigen Wiesn ganz normal zugeht - trotz aller Angst vor dem Zaun und Terrorangst. Wir wollten einfach aus unserem Arbeitsalltag berichten und zeigen: Es geht genauso zu wie in den letzten Jahren. Uns ist das Wichtigste aber die Interaktion. Wir freuen uns über jeden, der sich mit uns in Verbindung setzt. Und ich ganz persönlich freue mich über diese Art Tweets am allermeisten: "Also mit der Polizei habe ich normalerweise ja nix am Hut, aber was ihr gerade macht, das ist klasse!"

Mal ehrlich: Der Mann, der Poledance am Wiesn-Zaun macht und der Engländer, der einen Dildo vermisst und reklamiert - ist das wirklich innerhalb dieses einen Freitags auf der Wache passiert?

Das werden wir tatsächlich oft gefragt: Nein, jeder Tweet beruht auf einem echten Ereignis. Wir bringen nur verifizierte Meldungen. Aber uns war natürlich klar, wenn wir nur über Ausnüchterungen berichten, schalten alle irgendwann ab. Deshalb haben wir uns natürlich auch auf die anderen Fälle konzentriert. Natürlich gibt es ein paar Dinge, die verspätet ins Netz eingehen, weil vielleicht noch ein Fall bearbeitet werden muss. Wir wollen ja auch niemanden bloßstellen und müssen die Persönlichkeitsrechte wahren. 

"Hopfenopfer", "Aus'zapft", "Fachkraft für spontane Eigentumsübertragung" - das sind nur einige Beispiele für einige ihrer lustigen Wortschöpfungen. Wurden Sie geschult, was den richtigen Ton im Social Media betrifft?

Nein, wurden wir nicht. Aber wir sind alle aus der Öffentlichkeitsarbeit, wir wissen, welche Tonalität gut ankommt und was gewünscht wird. Außerdem kann man natürlich im Social Web einiges Neues ausprobieren, um das Image zu fördern. Und man kann - wenn es schiefläuft - das dort auch schneller wieder einfangen. Meistens ist es das ganz normale "Learning by doing", wie in der normalen Pressearbeit auch.

Noch ist der Umgang mit Social Media aber noch Neuland für die Polizei oder?

Wir waren die Ersten, die mit einem Social Media-Kanal gestartet sind. Bis zum 1. Januar 2017 sollen alle Verbände in Bayern einen eigenen Auftritt haben. Da werden wir öfters gebeten, um unser Wissen und unsere Erfahrungen weiterzugeben.

Wird die #wiesnwache während dieses Oktoberfestes noch einmal zu einem Sondereinsatz Social Media ausrücken?

Das war leider nur eine einmalige Aktion, die ja doch sehr arbeitsintensiv ist. Schließlich sind dafür fünf Personen zwölf Stunden im Einsatz. Aber wir planen natürlich weitere Aktionen, bei denen wir live aus dem Arbeitsalltag der Polizei berichten und erzählen, was einen Polizisten in seinem Arbeitsalltag erwartet. Wir haben uns das Ziel gesetzt, viertel- oder halbjährlich so etwas aufzusetzen.


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.