WBPR-Chef:
"Asoziales Gehabe": Agenturchef von Gumppenberg attackiert Facebook
Er hat schon Netzwerke geknüpft als Mark Zuckerberg noch nicht geboren war: PR-Haudegen Dietrich Freiherr von Gumppenberg gehört seit Jahrzehnten zu den einflussreichsten Kommunikationsberatern Deutschlands. Der Gründer und Chef von WBPR ist selbst mit gleich zwei Profilen auf Facebook präsent. Trotzdem ärgert er sich über den Service und die Öffentlichkeitsarbeit des weltgrößten sozialen Netzwerks. Hier erklärt er, warum.
Er hat schon Netzwerke geknüpft als Mark Zuckerberg noch nicht geboren war: PR-Haudegen Dietrich Freiherr von Gumppenberg gehört seit Jahrzehnten zu den einflussreichsten Kommunikationsberatern Deutschlands. Der Gründer und Chef von WBPR ist selbst mit gleich zwei Profilen auf Facebook präsent. Trotzdem ärgert er sich über den Service und die Öffentlichkeitsarbeit des weltgrößten sozialen Netzwerks. Hier erklärt er, warum.
Intransparent und gar nicht sozial: Man muss Facebook hinterfragen
von Dietrich von Gumppenberg
Kommunikation ist alles auf Facebook. Täglich posten, liken, sharen wir auf Facebook, was das Zeug hält. Längst ist das Social Network zu einem sozialen Ort geworden, wo wir Freundschaften pflegen, unser Familienleben organisieren und einige sogar die Familienplanung. Ist es da nicht seltsam, dass Facebook selbst ein gravierendes Problem hat, wenn es darum geht, mit seinen Nutzern zu kommunizieren?
Haben Sie schon einmal versucht, mit Facebook Kontakt aufzunehmen? Nun muss nicht jeder mit Mark Zuckerberg chatten können. Das Unternehmen aber zeigt sich gar nicht sozial, sondern komplett autistisch, wenn es um den Kundenkontakt oder Öffentlichkeitsarbeit geht.
Dabei gäbe es einiges zu besprechen mit Facebook. Je mehr Lebensbereiche aus dem echten Leben um die Social-Network-Komponente ergänzt werden, desto mehr ist das Unternehmen in der Pflicht, mit den Nutzern und der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Wir geben Facebook nicht nur Likes, Shares und Aufmerksamkeit. Wir geben Facebook auch Geld für Werbung, von der wir gerne wissen würden, wer sie sehen kann. Wir geben Facebook Daten, von denen wir gerne wissen würden, wer sie noch sehen kann. Wir schaffen die Infrastruktur für Facebook, obwohl das Unternehmen noch nicht mal Steuern in Deutschland zahlt.
Kurz gesagt: Facebook muss kommunizieren lernen. Wie wäre es, wenn Facebook endlich auf kritische Fragen von Journalisten antworten würde? Oder wenn man bei Verstößen gegen den Jugendschutz, Stalking und Mobbing auf der Plattform einen Ansprechpartner aus Fleisch und Blut hätte, der feinfühlig mit Opfern umgehen könnte?
Wir müssen aber gar nicht die zugegeben seltenen Einzelfälle beleuchten. Jedes mittelständische Unternehmen, jeder kleinere Organisation, die die Möglichkeiten von Facebook nutzen möchte und sich professionelle Unterstützung nicht leisten kann, steht vor einem Buch mit sieben Siegeln. Was machen, wenn der ehemalige Mitarbeiter die Facebook-Seite gekapert hat? Mit wem sprechen, wenn man eine Frage zur Facebook-Werbung hat?
Auch Facebook braucht den Menschen als Botschafter. Der Mensch, der telefoniert, besucht und berät. Facebook braucht Transparenz für die Öffentlichkeit. Und wo sind glaubwürdige, nachvollziehbare Informationen zu den Werbeformaten, zu den Targeting-Möglichkeiten und zu den Kosten für Werbetreibende? Wo bleiben die Menschen, die Facebook finanzieren?
Andere Unternehmen organisieren effizient ihren Kundenservice, ihr Marketing und ihre Öffentlichkeitsarbeit über Facebook. Und Facebook: schweigt. Das Social Network Facebook verliert mit diesem asozialen Gehabe zunehmend Vertrauen. Zum Glück verliert Facebook aber auch Geld damit, wenn Menschen eben keine Werbung schalten. Oder wenn sie Facebook enttäuscht verlassen und kein Klickvieh für Werbung mehr sein wollen.
Darin steckt Hoffnung: Mark Zuckerberg und sein Unternehmen wissen auf jeden Fall, dass Geld verdienen eine wichtige Sache ist. Sie sehen auch, dass Facebook nicht mehr bei allen cool ist und neue Wettbewerber in den Startlöchern stehen. Auch wenn Kommunikation und Kundenservice erstmal Geld kosten: Richtig eingesetzt kann das Social Network damit noch mehr Geld verdienen.