Gastbeitrag von Stefan Wegner:
Scholz & Friends: Jetzt spricht der Chef von Gerald Hensel
Stefan Wegner ist Geschäftsführer bei Scholz & Friends Berlin und damit der Chef von Gerald Hensel, dessen Auseinandersetzung mit der konservativen Blog Plattform "Die Achse des Guten" die Branche polarisiert und zu massiven Angriffen auf die Agentur geführt hat. Hier ist seine Sicht der Dinge.
Stefan Wegner ist Geschäftsführer bei Scholz & Friends Berlin und damit der Chef von Gerald Hensel, dessen Auseinandersetzung mit der konservativen Blog Plattform "Die Achse des Guten" die Branche polarisiert und zu massiven Angriffen auf die Agentur geführt hat. Hier ist seine Sicht der Dinge.
Für Meinungsfreiheit und Respekt
von Stefan Wegner
Scholz & Friends hat sich die Initiative #keingeldfürrechts nicht ausgedacht und sie auch nicht unterstützt. Sie ist eine Idee von Gerald Hensel, der bei uns seit vielen Jahren einen tollen Job macht. Er ist ein sehr guter Digitalstratege, ein politischer Kopf und Querdenker. Wahrscheinlich gibt es wenige Menschen in unserer Agentur, die sich nicht schon einmal mit Gerald gestritten haben (und nachher wieder vertragen). Gerald hat uns nicht um Erlaubnis gefragt, bevor er seine Initiative gestartet hat. Er hat es aus Überzeugung getan.
Von der starken Resonanz der Aktion waren wir alle, auch Gerald, überrascht. Viele Unternehmen reagierten sehr schnell und positiv auf den Hinweis, ihre Werbeumfelder zu überprüfen. Aber auch die Kritiker und Betroffenen meldeten sich sofort und lautstark zu Wort. Der "Shitstorm" erfasste Gerald selber und sehr schnell auch Scholz & Friends. Wir sammelten innerhalb weniger Tage über 2.000 negative Bewertungen auf Facebook. Wir wurden beschimpft als "ekelhafte Denunzianten" und "Propaganda glorifizierende Giftzwerge". Wir bekamen Drohanrufe in der Agentur. Unsere Kunden erhielten massenhafte Mails mit Boykottdrohungen in Bezug auf ihre Produkte sowie der Aufforderung, das Vertragsverhältnis mit Scholz & Friends zu kündigen. Gerald bekam Morddrohungen.
Wir haben uns in dieser Situation als Arbeitgeber hinter Gerald gestellt. Warum? Im Namen der Meinungsfreiheit versuchen die Gegner der Aktion einen unserer Mitarbeiter mundtot zu machen ("Schmeißt ihn sofort raus!"). Im vermeintlichen Kampf gegen einen Boykott freier Medien rufen sie selber zu einem Boykott unserer Agentur und unserer Kunden auf. Zur angeblichen Verteidigung der Demokratie verwenden sie Mittel der Einschüchterung, Bedrohung und Beleidigung. Das ist menschenfeindliches und undemokratisches Verhalten. Und dagegen stellen wir uns. Wir machen uns damit aber ausdrücklich nicht zum Absender der kontrovers diskutierten Aktion.
#keingeldfürrechts ist provokant und hat an einigen Stellen unnötig provoziert. Geralds Reaktionen auf die ersten Anfeindungen waren überzogen und beleidigend. Die Aktion war nicht konsistent bei der Nennung der betroffenen Medien. Zunächst wurde Achgut.com als Beispiel für ein rechtspopulistisches Medium erwähnt, auf der "Blacklist" hingegen ausdrücklich ausgeklammert. Ein liberal-konservatives Medium wie "Tichys Einblick" stand ohnehin nie in der Kritik oder auf der Liste. Die Liste selber, erstellt von den Initiatoren der Aktion, ist subjektiv. Wann ist rechts zu rechts? Und natürlich ist darüber zu streiten, ob der von dieser Initiative gewählte Weg über die Ansprache von Werbetreibenden der beste ist, eine Diskussion anzustoßen.
Scholz & Friends hätte diesen Weg nicht gewählt. Aber dennoch: Im Rahmen der Meinungsfreiheit ist diese Aktion legitim und muss auszuhalten sein. Sie findet im öffentlichen Raum statt. Sie ruft zur freien Meinungsbildung auf. Sie stellt sich zur Diskussion. "Demokratie ist eine ständige, gegenseitige Zumutung" schreibt Roland Tichy. Das stimmt. Auch in diesem Fall.
Für uns waren die vergangenen Tage so eine Zumutung. Scholz & Friends wurde mit unendlich vielen falschen Behauptungen überschüttet: von der Verschwörungstheorie mit Hinweis auf unsere Regierungskunden bis zur falschen Unterstellung, Initiator von Boykottaufrufen zu sein. Das sind wir nicht und werden es auch in Zukunft nicht sein.
Was wir aber sind, ist eine Agentur, die für eine freie und angstfreie Meinungsäußerung eintritt. Und für eine offene Gesellschaft, in der kontrovers gestritten werden kann, ohne dass der persönliche Respekt im Umgang miteinander verloren geht.