Porträt:
Jürgen Enninger: "One-Stop-Anlaufstelle" für Kreative
Jürgen Enninger ist der Leiter des neuen Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft in München. Künftig berät und unterstützt er mit seinem Team Kreativschaffende in der bayerischen Hauptstadt. Zum Beispiel, um bezahlbaren Raum zu finden. W&V stellt ihn vor.
Jürgen Enninger ist der Leiter des neuen Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft in München. Bislang hat der gebürtige Niederbayer in ähnlicher Funktion im Auftrag des Bundes bayernweit Kreativschaffende beraten. Jetzt unterstützt er mit seinem Team die ansässige Kultur- und Kreativwirtschaft als zentrale Anlaufstelle – gleichermaßen Newcomer wie etablierte Player. Dringlichstes Problem ist der beschränkte und meist teure Raum in der Landeshauptstadt. Hier gilt es neue Möglichkeiten beispielsweise für eine Zwischennutzung zu finden. Darüber hinaus soll die heterogene Gruppe besser vernetzt werden. Enninger freut sich auf die neue Aufgabe. Denn die Arbeit mit Menschen wurde ihm quasi in die Wiege gelegt.
Geboren wurde Jürgen Enninger fernab von allen Metropolen im niederbayerischen Pfarrkirchen. Aufgewachsen ist er gut 20 Kilometer entfernt in Marktl am Inn, das durch Papst Benedikt zu weltweiter Berühmtheit gelangte. Ob es der spezielle Geist war, der dort herrscht? Vor dem Abitur und dem Zivildienst begann Enninger mit dem Studium der Religionspädagogik. Rückblickend kein Fehler. Denn stets hatte er mit Menschen zu tun, war es nötig, „Vertrauen aufzubauen, zu vermitteln“. Fähigkeiten, die er auch für seinen Job als Leiter des neu geschaffenen Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt München einsetzen kann, den er jetzt antritt.
Enningers große Leidenschaft galt schon früh der Musik. Als Sechsjähriger wünschte er sich ein Klavier – und blieb dem Instrument bis heute treu. Barockmusik schätzt er, hört aber gerne auch Jazz, von John Coltrane oder auch Chet Baker. Insofern war es keine Überraschung, dass er bald nach dem ersten Studium erneut die Bank drückte. Diesmal, um Wirtschafts- und Kulturraumstudium in Passau zu studieren. Es folgten Erfahrungen bei einem Musikverlag, als Chef des Musik-Labels Enja Records und die Mitarbeit im Verband unabhängiger Musikunternehmen. 2010 schließlich bewarb er sich als Ansprechpartner für Bayern im Kompetenzzentrum des Bunds für Kultur- und Kreativwirtschaft, „weil es mir Spaß macht, im Kreativbereich unternehmerisches Selbstbewusstsein zu vermitteln“, so der 45 Jahre alte Manager. In der Folge tourte er viel durch Bayern.
„Wir sind ein Hidden Champion“
Jetzt also München. „Das Besondere ist, dass wir als One-Stop-Anlaufstelle referatsübergreifend arbeiten können“, erzählt er. Sechseinhalb Mitarbeiter wurden ihm bewilligt und ein millionenschwerer Etat für fünf Jahre. Sein Team ist künftig gefragt, wenn Kreativschaffende bezahlbaren Raum brauchen – um zu leben, aber auch zu arbeiten, auszustellen. Das sündhaft teure München macht es gerade dieser Klientel schwer. Oder wenn die diversen Gruppen des Clusters Kultur- und Kreativwirtschaft besser untereinander vernetzt sowie der Kontakt zu Auftraggebern forciert werden sollen. Dafür ist Enninger der Richtige, sagen seine Bekannte. Sie schätzen seine Loyalität genauso wie seine Hilfsbereitschaft. „Was auch immer der Enninger macht, es ist ihm ein echtes Anliegen“, erzählt ein langjähriger Freund.
Mit der Landeshauptstadt übernimmt der Diplom-Kulturwirt einen potenten Standort. Auch für die Kreativwirtschaft. „Im europäischen Vergleich rangiert München unter den Top Ten, wenn es um die Wirtschaftskraft geht“, erzählt Enninger stolz, „und liegt damit noch deutlich vor Frankfurt und Berlin.“ Es sei wahnsinnig viel los in München, aber viel passiere im Verborgenen. Gut möglich, dass sich das bald ändert.