Debatte um #KeinGeldfürRechts:
GWA verurteilt Angriffe gegen Scholz & Friends
"Verleumdend und nicht nachvollziehbar": In der Debatte um die Hensel-Aktion #KeinGeldfürRechts schaltet sich nun auch der GWA ein und verurteilt mit scharfen Worten Angriffe gegen sein Mitglied Scholz & Friends.
In der Debatte um die Aktion #KeinGeldfürRechts schaltet sich nun auch der Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA) ein und stellt sich hinter sein Mitglied Scholz & Friends. "Wir verurteilen schärfstens, dass eine Agentur für eine Aktion in Sippenhaft genommen wird, die nach übereinstimmenden Aussagen von einem ihrer Mitarbeiter privat und somit losgelöst von der Agentur initiiert wurde", sagt GWA-Präsident Wolf-Ingomar Faecks. Ein kritischer Diskurs beteiligter Instanzen dürfe sich nicht zu Drohungen gegenüber eigentlich unbeteiligten Parteien entwickeln, so der Verband.
Auslöser war die politische Aktion, die Gerald Hensel, Executive Strategy Director Digital bei Scholz & Friends Berlin, im November auf seinem privaten Blog gestartet hat: #keingeldfuerrechts will werbetreibende Unternehmen davon überzeugen, nicht auf rechtspopulistischen Seiten zu werben. Seitdem wird die Aktion in den sozialen Netzwerken, in Medien und auf Meinungsseiten wie Achse des Guten kontrovers diskutiert. Hensel und die Agentur Scholz & Friends sind aber auch massiven Anfeindungen ausgesetzt. Mit Folgen: Am Donnerstag gab Gerald Hensel bekannt, dass er Scholz & Friends verlassen wird.
Diese Diskussion sei laut Faecks mittlerweile "komplett entgleist" und ziele in die falsche Richtung. "Der Agentur beispielsweise ernsthaft Antisemitismus vorzuwerfen ist verleumdend und nicht nachvollziehbar", sagt Faecks.
"Scholz & Friends wird aktuell massiv unsachlich angegriffen, es wird ein Boykott-Aufruf gegenüber Medien unterstellt, den es so nicht gab, es wird die Unterdrückung der Meinungsfreiheit unterstellt und die Kunden von Scholz & Friends werden systematisch zur Aufkündigung ihrer Geschäftsbeziehungen aufgefordert. Des Weiteren wird Scholz & Friends massiv mit Boykottaufrufen bedroht, sogar Morddrohungen wurden gegenüber den Mitarbeitern der Agentur schon ausgesprochen", fasst der GWA seine Sicht der Dinge zusammen.
Faecks fordert deshalb eine Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung: "Wenn an die Stelle kritischer Diskurse der Beteiligten massive Drohungen gegenüber eigentlich Unbeteiligten treten, ist das eine äußerst gefährliche, falsche und nicht mehr nachvollziehbare Entwicklung, unabhängig davon, was man von der eigentlichen Aktion hält. Wir fordern alle Beteiligten zur Mäßigung auf und wünschen uns einen kritischen Dialog, der mit vernünftigen Mitteln geführt wird", plädiert der GWA-Präsident.
Scholz & Friends hat unterdessen eine "Klarstellung" ("Fakten statt Fakes") veröffentlicht, die wir hier dokumentieren:
FAKTEN STATT FAKE: EINE KLARSTELLUNG
Scholz & Friends sieht sich seit einer Woche einer intelligent orchestrierten Verleumdungskampagne gegenüber. Die in Blogs, Social Media Posts, Briefen und einer Vielzahl von Mails an jeden unserer Kunden formulierten Unwahrheiten stellen wir im Folgenden richtig:
1. Scholz & Friends hat niemals Boykottaufrufe gegenüber unabhängigen Medien getätigt oder unterstützt. Wir werden das auch in Zukunft nicht tun. Scholz & Friends tritt für eine demokratische Meinungsvielfalt ein, deren Grenzen durch unsere Verfassung und die geltenden Gesetze definiert sind. Scholz & Friends tritt für Meinungsfreiheit und die Grundwerte einer offenen Gesellschaft ein. Politische oder wirtschaftliche Einflussnahme mit dem Ziel, Meinungsäußerungen, die sich im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und der geltenden Gesetze bewegen, zu unterbinden, lehnen wir strikt ab.
2. Scholz & Friends erstellt keine schwarzen Listen ("blacklists"). Wir sind der Überzeugung, dass einzig und allein der individuelle Werbetreibende über die Frage entscheiden sollte, in welchem Umfeld er seine Marke und sein Unternehmen sehen will - und das auf Basis unabhängiger und neutraler Informationen. Wenn es von wem auch immer erstellte Listen gibt, auf dem unabhängige Medien, wie „Tichys Einblick“ oder „Achgut“ genannt werden, dann kritisieren wir das in ausdrücklicher Form.
3. Scholz & Friends verurteilt jegliche antisemitischen Haltungen, Handlungen und Meinungen. Wer einen Zusammenhang zwischen Scholz & Friends und den verbrecherischen Boykottaufrufen der Nazizeit herstellen will, muss sich fragen lassen, von welchem Boden aus er argumentiert. Auf jeden Fall nicht vom Boden der Wahrheit, des Anstands und wahrscheinlich auch nicht von dem der geltenden Gesetze. Die Unterstellung, Scholz & Friends würde den Publizisten Henryk M. Broder denunzieren oder boykottieren, ist nachweislich nicht richtig.
4. Scholz & Friends als Wirtschaftsunternehmen ist überparteilich. Scholz & Friends hat in seiner 35-jährigen Historie keine Wahlkämpfe für Parteien gemacht und wird das auch in Zukunft nicht tun.
5. Die politischen Aktivitäten unseres ehemaligen Mitarbeiters Gerald Hensel sind zu keinem Zeitpunkt im Namen von Scholz & Friends erfolgt. Weder Scholz & Friends als Institution, noch Partner oder Geschäftsführer unserer Agentur, die autorisiert sind, für Scholz & Friends zu sprechen, haben sich zu irgendeinem Zeitpunkt die von Gerald Hensel gegründete Initiative zu eigen gemacht oder diese im Namen von Scholz & Friends unterstützt. Dass die von Gerald Hensel publizierten Posts und Tweets der Vergangenheit nicht im Einflussbereich unserer Agentur lagen, sondern in seiner Privatsphäre, ist ein evidentes Faktum. Gerald Hensel selbst hat diesen Punkt nie anders gesehen.
6. Scholz & Friends verurteilt es, wirtschaftlichen Druck auszuüben, um missliebige politische Meinungen zu unterbinden, sofern diese sich auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung befinden. Scholz & Friends verurteilt es ebenso, Unwahrheiten, Beleidigungen und Bedrohungen einzusetzen, um politische Diskussionen im eigenen Sinn zu beeinflussen.
Die gegen Scholz & Friends vorgebrachten Verleumdungen ohne Faktenbasis haben bislang keinen Kunden unserer Agentur dazu gebracht, unsere Integrität und die vertrauensvolle Zusammenarbeit in Frage zu stellen. Wir danken unseren Kunden für den professionellen Umgang mit dieser Thematik.
Auch der PR-Agenturverband GPRA solidarisiert sich in einer Stellungnahme mit Scholz & Friends: "Kommunikation wie wir sie verstehen ist offen und transparent und leistet einen Beitrag zur Meinungsbildung. Und in einem freien Land ist Meinungsfreiheit ein kostbares Gut, das es zu respektieren und zu schützen gilt. Meinungsfreiheit hat nur dann Grenzen, wenn unsere Verfassung und geltende Gesetze verletzt werden. Im Zuge der Auseinandersetzung mit der persönlichen Initiative eines früheres Mitarbeiters ist die Agentur Scholz & Friends zur Projektionsfläche einer Kampagne geworden, die emotional und nicht mehr Fakten-basiert ausgerichtet ist. Wir erklären uns mit Scholz & Friends solidarisch und appellieren zur Rückkehr von Vernunft und Besonnenheit und zu den Grundwerten guter Kommunikation, die auf einer sauberen Recherche basiert", heißt es von Seiten des Verbandes.