Interview mit dem "Stern":
Gerald Hensel verlässt Scholz & Friends
Der Initiator der umstrittenen Aktion #keingeldfuerrechts" und seine Agentur Scholz & Friends trennen sich. Das hat Gerald Hensel in einem Interview mit dem "Stern" bekannt gegeben.
Der Initiator der umstrittenen Aktion #keingeldfuerrechts" und seine Agentur Scholz & Friends trennen sich. Das hat Gerald Hensel in einem Interview mit dem "Stern" bekannt gegeben. Er habe sich entschlossen, das "Vertragsverhältnis zu beenden". Die Resonanz - Hensel nennt es selbst "Erfolg" - sei so groß, dass er sich selbst "freier machen" müsse - "und meinen Arbeitgeber auch".
Gerald Hensel arbeitet als Executive Strategy Director Digital bei Scholz & Friends Berlin. Er und die Agentur sehen sich seit einer Woche massiven Anfeindungen ausgesetzt. Grund dafür ist eine politische Aktion, die Hensel im November auf seinem privaten Blog gestartet hatte: #keingeldfuerrechts will werbetreibende Unternehmen davon überzeugen, nicht auf rechtspopulistischen Seiten zu werben. Häufig werden dort Banner ausgespielt, ohne dass Marken das wissen.
Unmittelbarer Auslöser des Shitstorms war ein Artikel des Bloggers und "Welt"-Kolumnisten Henryk M. Broder auf der konservativen Meinungsseite "Achse des Guten". Broder nennt Hensel dort einen Denunzianten und vergleicht seine Initiative mit nationalsozialistischer Hetze gegen Juden. Nach Angaben der "Achse des Guten" haben sich wegen Hensels Aktion zahlreiche Werbekunden zurückgezogen. Ob Hensel die "Achse" überhaupt treffen wollte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Textpassagen in Hensels Blog widersprechen sich. Auf einer von ihm zusammengestellten Liste rechtspopulistischer Seiten ist die "Achse" nicht erwähnt.
"Seit sieben Tagen stehe ich unter Dauerfeuer von populistischen und rechten Blogs, die täglich mit mehreren Artikeln in einer sehr systematischen Weise gegen mich persönlich schießen. Mein Arbeitgeber und ich werden mit den absurdesten Vorwürfen konfrontiert", so Hensel auf "stern.de.
"Es ist ein systematischer, konzertierter Shitstorm, der zu einem Angriff auf mein persönliches Leben und mein Arbeitsumfeld, meine Kollegen, meinen Arbeitgeber geworden ist. Ich bekomme seit sieben Tagen täglich Tausende von Hass-Tweets und Facebook-Messages, es wurden mehrere Fake-Profile mit meinem Namen angelegt. Menschen arbeiten sich durch insgesamt 22.000 meiner oft politischen Tweets, um mich dann in Foren als Antisemit zu zeichnen. So startet dann die nächste Angriffswelle."
Hensel will sich im Wahlkampfjahr 2017 mit den wirtschaftlichen Mechanismen von Hate Speech auseinandersetzen. Seine Arbeitshypothese beschreibt er auf stern.de so: "Es gibt Leute, die haben manipulative Interessen daran, dass Menschen dauerwütend sind."