Colossal Media :
Analog, handgemalt und sehr cool: Mega-Werbung in New York
"Mobilegeek" Markus Sekulla hat in New York einen analogen Werbetrend entdeckt: Handgemalte Riesenbilder. Dahinter steckt eine Firma namens Colossal Media. Ein Hausbesuch - und eine Werkschau mit elf Motiven.
"Mobilegeek" und LEAD-digital-Blogger Markus Sekulla hat in New York einen analogen Trend entdeckt: Handgemalte Riesenbilder. Dahinter steckt eine Firma namens Colossal Media. Ein Hausbesuch.
Colossal Media: Wo Kunst und Werbung (wieder) zusammenfinden - Ein Besuch bei der wohl angesagtesten Werbefirma New Yorks
Im Sommer bin ich an einem sonnigen Nachmittag durch Soho spaziert. An einer Häuserecke entdeckte ich einen Maler, der auf dem Boden sitzend eine ganze Reihe von Farbtöpfen um sich versammelt hatte. Besonders fasziniert hat mich und die vielen anderen Schaulustigen das Motiv, da es sich scheinbar nicht um ein herkömmliches Graffiti handelte, sondern um ein ziemlich aufwendig vorgezeichnetes Filmplakat. Leonardo von den "Teenage Mutant Ninja Turtles" war schon vage auszumachen und sollte gut zwei Tage später an der Ecke für die abertausend am Tag vorbeigehenden Locals und Touristen deutlich zu erkennen sein. Jedoch nicht gedruckt, kein Billboard, sondern mit Pinsel und Farbe gemalt.
Erfolg nach anfänglichen Schwierigkeiten
Einige Wochen und einige bemalte Häuserwände später sitze ich bei Colossal in der Firmenzentrale in Brooklyn auf dem gemütlichen Sofa und spreche zu meiner Überraschung mit einem der Firmeneigentümer deutsch. Adrian Moeller ist mit acht Jahren in die USA gezogen und hat vor zehn Jahren Colossal Media mit Freunden gegründet. Paul Lindahl, der mittlerweile einzige Firmenmiteigentümer und ehemalige Graffiti-Künstler, ist unten in der Farbhalle. Er gibt mir wenig später ausführlich Auskunft über das Mixen der Farben und bemerkt (mit einem Augenzwinkern), wie spitze er das Arbeiten im Regen findet. Alles passt ins Bild einer Firma, die gerade unglaublich hip am Big Apple ist: Gut gelaunte Mitarbeiter, gefüllter Kühlschrank und viel kreative Energie.
Anfangs war es nicht leicht für die Firma, eine durch den technischen Fortschritt vergessene Kunst, das Sign Painting, an den Kunden zu bringen. Doch jetzt, einige Jahre und viele Trends später, haben die 45 Angestellten alle Hände voll zu tun. Setzten in den ersten Jahren eher Software Unternehmen (vor allem Gaming) oder auch Alkoholproduzenten auf die bemalten Wände, liest sich die heutige Kundenliste von Colossal wie ein Who-is-Who der weltweiten Großunternehmen. Allein an VW, Red Bull, Google und Netflix gehe ich bei meinem täglichen Weg zum Co-Working-Space meiner Wahl in Williamsburg,Brooklyn, vorbei.
"They are fantastic!"
Doch was macht die Firma so spannend? Das Kundenfeedback zeigt vor allem, dass die Wände nicht nur durch das durchschimmernde Mauerwerk besonders virtuos aussehen, sondern dass sich das Bemalen der Wand an sich stets zu einem Event für die Passanten entwickelt. Da sind die zahlreichen Likes und Retweets in den Social-Media-Netzwerken keineswegs verwunderlich und natürlich gewünscht. Das sei dem Social-Media-Monitoring der Firmen schon häufiger aufgefallen, berichtet Adrian. Für das Fertigstellen der größten Fläche in Soho brauchen die sogenannten Wall Dogs vier bis fünf Tage. Vier bis fünf Tage, in denen ein riesiges Kunstwerk live vor den Augen von Abertausend Leuten erstellt wird. Mit wem man auch in der Stadt über die bemalten Wände sprich: "They are fantastic!", ist die einhellige Meinung.
Die fast ausschließlich von Passanten generierten Fotos im Netz sprechen eine deutliche Sprache: Sign Painting ist unheimlich angesagt in New York City. Viele kleinere Unternehmen versuchen daher, Colossal zu kopieren, und bieten auf zum Teil illegalen Flächen eine ähnliche Dienstleistung an. Die Qualität, so versichert mir Adrian bei einem Bier in der Brooklyn Brewery nebenan, sei nicht die gleiche, da Colossal mit der in den USA unüblichen zweijährigen Ausbildung auf sehr gut geschultes Personal zurückgreifen könne. Spannend: Vor allem das Malen von Gesichtern trennt die Spreu vom Weizen. Bewerbungen von hungrigen "Wall Dogs" gibt es unzählige. Die braucht die Firma auch, da viele neue Werbeflächen in den angesagten Stadtteilen New Yorks geplant seien, so Adrian Moeller.
Genug über Sign Painting geschrieben, Bilder sagen ja bekanntlich mehr als Worte. Ich würde auch nicht über die Mona Lisa lesen wollen. Hier eine Auswahl an Fotos, die ich selbst gemacht oder mit freundlicher Genehmigung auf Colossals Instagram-Account (das Network of Choice der Firma) gefunden habe.
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