Mark van der Heijden:
Als Kreativ-Praktikant um die Welt
Der Texter Mark van der Heijden schmiss seinen Agenturjob in Amsterdam hin, um als "Backpacker Intern" um die Welt zu reisen. Jetzt tauscht er seine Arbeitskraft gegen Schlafplatz. W&V-Autorin Susanne Herrmann hat mit ihm gesprochen.
Der Texter Mark van der Heijden schmiss seinen Job bei Lemz in Amsterdam hin – um als "Backpacker Intern" die Welt zu sehen. Er tauscht Arbeit gegen Schlafplatz. Nach sechs Jahren im Geschäft hatte er beschlossen, ein halbes Jahr zu reisen. Van der Heijden kündigte seinen Job, verließ seine Wohnung und buchte ein Ticket um die Welt. Aber auch auf Reisen braucht man Essen und ein Dach über dem Kopf. Die Idee des Kreativ-Reisenden, die beides zusammenbringt: Er bietet seine Arbeitsleistung Unternehmen und Agenturen an, nimmt statt Geld jedoch Kost und Logis. Via Blog, Social Media und Video machte er seine Idee bekannt - und hatte zu Beginn seiner Reise bereits 100 Jobangebote*. Das war vor einem halben Jahr. Heute sind es rund 700 (darum verlängert van der Heijden seine Weltreise auf ein Jahr). W&V hat den Rucksack-Praktikanten zu seinen Erfahrungen befragt.
Sie sind ein großes Risiko eingegangen. Was mussten Sie opfern?
Ich hatte einen tollen Job als Texter bei Lemz, lebte im schönen Amsterdam in einer großen Wohnung, hatte viele Freunde und eine wunderbare Familie. Ich habe immer noch die Freunde und die Familie - auch wenn ich sie nun meist nur über Skype sehe-, aber den Rest musste ich aufgeben.
… und was haben Sie gewonnen?
Außer dass ich verschiedene Unternehmen sehen konnte, sah ich auch viele fantastische Teile der Welt. Ich baue mir ein globales Netz auf, einen internationalen Lebenslauf, arbeite kreativ, lerne von unterschiedlichen Kulturen und sehe die schönsten Teile der Welt – alles auf einmal.
Gab es Momente, in denen Sie bereut haben, Rucksack-Praktikant zu werden?
Nein. Einige Aufgaben waren vielleicht weniger spannend als andere, aber ich habe sie alle genossen. Ich lebe ohne Erwartungen.
Sie hatten den Mut zur großen Veränderung. Die Werbebranche wird oft dafür kritisiert, dass ihr das fehlt.
Die Welt bewegt sich schneller, als die meisten Agenturen und Marken das tun. Vor ein paar Jahren hat unsere Branche die Regeln gemacht. "Wir" entschieden, was Trends waren. "Wir" konnten eine Gesellschaft verändern, indem wir unsere Ideen in die Welt schickten. Aber zum Glück funktioniert das nicht mehr. Die Welt verändert sich ständig, also ist der Schlüssel zum Erfolg, sich mit der Welt zu verändern. Zusammenarbeit, Kreation und Innovation: Das führt zu Ideen, von denen wir heute nicht einmal zu träumen wagen.
* Mark van der Heijden war bisher unter anderem bei TBWA\Chiat\Day in Los Angeles, bei Nile Rodgers, arbeitete für eine Surfschule auf Hawaii. In Thailand unterstützte er Amnesty International Thailand und die McCann Worldgroup, schnupperte in Vietnam bei DDB und dem Saigon Kinderhilfswerk hinein, lieferte der Adventure Film School in Seattle Ideen und verlieh Red Bull in Österreich weitere Flügel. Im Juli schließlich arbeitete er bei Go Euro in Berlin.
Das ganze Interview mit dem Rucksack-Praktikanten lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V (31/2014 vom 28. Juli). Abo?