Zu viel Satire?:
"Titanic" erzürnt Niki Lauda mit Schumacher-Cover
"So schlimm erwischte es Schumi" unter einem Bild des von einem Unfall gezeichneten Niki Lauda: Österreich empört sich über "Titanic", beim Presserat liegt die erste Beschwerde vor.
"Titanic" sorgt mit einem rotzfrechen Cover einmal mehr für Schlagzeilen: Das Titelbild der Februar-Ausgabe des Satiremagazins zeigt den österreichischen Ex-Rennfahrer Niki Lauda, dessen Gesicht von einem schweren Unfall mit Brandverletzungen auf dem Nürburgring gezeichnet ist. Der Text lautet: "Exklusiv! Erstes Foto nach dem Unfall" – und dann folgt die Zeile: "So schlimm erwischte es Schumi". "Titanic" greift so das Schicksal des Ex-Formel-1-Weltmeisters Michael Schumachers auf, der sich seit einem Skiunfall im Koma befindet.
Das findet Lauda alles andere als witzig – was durch eine Pressemitteilung der "Titanic" selbst deutlich wird: "Mit Erstaunen" habe man die Äußerungen des Österreichers zum Titelbild zur Kenntnis genommen, heißt es dort. Der Wiener "Standard" zitiert das österreichische Gratisblatt "Heute", das sich im Sinne Niki Laudas empört und die Reaktion der "Titanic" ausgelöst hat. "Deutsches Magazin beleidigt Niki Lauda!", titelt das Blatt. Dort sagt der landeseigene Formel-1-Held: "Das Cover ist eine bodenlose Frechheit, absolut indiskutabel und völlig pietätlos". Bei heute.at wettert Lauda: "Wer bitte druckt so einen Schwachsinn?"
"Die Kritik von Herrn Lauda macht uns betroffen", schreibt nun "Titanic"-Chefredakteur Tim Wolff in der Stellungnahme – und lässt das Witzeln auch dort nicht: "Immerhin gelang es uns, als erstes Boulevardmedium noch vor 'Bild', 'Bunte' und der 'Tagesschau' ein Foto des verunfallten Nationalhelden Michael Schumacher zu veröffentlichen." Weiter heißt es: "Wir haben unter Einhaltung der üblichen journalistischen Moralstandards einen Investigativ-Reporter als Krankenschwester verkleidet und in die Grenobler Klinik geschickt. Sollte es dabei zu einer tragischen Verwechslung mit einem anderen prominenten Crashpiloten gekommen sein, bedauern wir das ein bisschen." Wolff spielt damit auf den Umstand an, dass Schumachers Ehefrau Corinna wenige Tage nach Schumis Skiunfall Journalisten zum Verlassen des Krankenhausgeländes aufgefordert hatte, zumal der Klinikbetrieb durch die Horde an Reportern behindert worden war. Die Familie Schumacher hat sich zu dem "Titanic"-Cover bisher nicht geäußert. Aber inzwischen liegt eine erste Beschwerde beim Deutschen Presserat vor, wie das Berliner Gremium W&V Online auf Anfrage am Mittwoch bestätigt. Ergo wird der Presserat den Fall prüfen.
Laut "Spiegel Online" hat die Satire à la "Titanic" andere schon angesteckt: Die englischen Boulevardblätter "Daily Mirror" und "Daily Mail" sind demnach sofort darauf eingegangen. Durch den aktuellen Spielfilm "Rush" über seine Rivalität mit dem britischen Fahrer James Hunt und den Feuerunfall 1976 ist Niki Lauda (gespielt von Daniel Brühl) in Großbritannien wieder im Gespräch. "Titanic" verlinkt die Berichte auf der eigenen Website.
Die aktuelle Auseinandersetzung um die "Titanic" erinnert an zahlreiche juristische Auseinandersetzungen, die die Titelbilder des Satire-Titels ausgelöst haben. Besonders spektakulär und umstritten: das Cover mit dem Pinkel-Papst aus dem Jahre 2012. Es löste eine wahre Flut an Beschwerden beim Presserat aus.